Herzstillstand-Momente: Die TAG Heuer Autavia – 60 Jahre

Es gibt Uhren, die von ihren Fans noch mehr geliebt werden als von ihren Herstellern. Das galt bis vor Kurzem zumindest für die Autavia, zumindest über weite Teile der 60 Jahre seit ihrem ersten Erscheinen. Das Gesicht der Marke TAG Heuer wurde lange Zeit von der Carrera ebenso geprägt wie von der Monaco. Beide Modelle stehen wie die Autavia für Chronographen und Motorsport. Den dritten Platz der Kollektion belegten über die Jahre unterschiedliche Linien, zumindest seit die Autavia 1985 eingestellt wurde. In den 1990er-Jahren waren es die avantgardistischen Kirium und die Link, kurz darauf folgte ein kurzes Revival der Monza. Später rückten die Taucheruhr Aquaracer und die Formula 1 in den Fokus, die jüngere Kunden anzogen. In jüngerer Zeit bewirbt die Marke die 2015 lancierte Smartwatch Connected. Geht man auf der TAG Heuer-Website in die Kollektionsübersicht, findet man die Connected an der Spitze und die Autavia auf Platz sechs (von insgesamt sieben).

2017 erlebte die Autavia ein vielbeachtetes Revival als Chronograph, dessen Design eng an ein historisches Vorbild angelehnt war, um 2019 als Dreizeigeruhr mit neuem, markantem Design wieder aufzutauchen. Das sorgte für einige Verwirrung. Nun, zum 60-jährigen Jubiläum, ist sie als Flyback-Chronograph und GMT-Uhr zurück, was das Design von 2019 mit dem historischen Vorbild in Einklang bringt.

In Sammlerkreisen sah das über die Jahre ganz anders aus. Hier zählte die Autavia neben der Carrera und der Monaco zu den „Großen Drei“ und sorgte immer wieder für Aufregung. Die Gründe dafür sind vielfältig. Allen voran die enge Verbindung zur Formel 1 und ihrer Geschichte sowie ihren charismatischen Fahrern der 1960er und 1970er Jahre. Darüber hinaus bietet die klassische Autavia Sammlern eine breite Palette an Designs: drehbare Lünetten in verschiedenen Breiten und Schriftarten, eine Vielzahl verschiedenfarbiger Zifferblätter mit drei oder zwei Hilfszifferblättern, größere und kleinere Gehäusegrößen sowie Armbänder aller Art. Und nicht zuletzt ist die Qualität der älteren Autavias so hoch, dass man auch Jahrzehnte nach ihrer Herstellung noch Freude an ihnen haben kann. Die Autavia verkörpert eine Zeit kurz vor der Ölkrise von 1973, die von einem berauschenden Optimismus für die Zukunft und einem ungetrübten Vertrauen in Wissenschaft und Fortschritt geprägt war. Zu dieser Zeit gehörte auch die dynamische Kreativität des jungen Heuer-Chefs. Jack William Heuer, 1932 geboren und Urenkel des Firmengründers, erwarb überraschend die Aktienmehrheit des Familienunternehmens und verhinderte so den geplanten Verkauf an Bulova. Mit 28 Jahren sprühte Jack Heuer vor Ideen, wie man das Unternehmen und sein Produktportfolio an die neue Ära anpassen könnte.

Anfang der 1960er Jahre war die Marke Heuer vor allem als Hersteller von Stoppuhren bekannt. Jack Heuer konzentrierte sich dagegen auf Armbanduhren, insbesondere Chronographen. Die Autavia war 1962 seine erste Uhr. Den Namen entnahm er einem 1933 eingeführten Heuer-Cockpit-Instrument, das sowohl in Flugzeugen als auch in Autoarmaturenbrettern verbaut war. Wegen seiner Doppelfunktion erhielt es den Namen Autavia, eine Kombination aus „Automotive“ und „Aviation“.

Mit den Chronographen-Zifferblättern der 1940er und 1950er Jahre hatte die neue Autavia wenig gemeinsam, die oft überladen wirkten und eine gewundene Tachymeterskala in der Mitte des Zifferblatts mit Telemeter- und/oder Pulsometerskalen am Rand kombinierten. Jack Heuer entwarf seinen ersten Chronographen, um den Ansprüchen von Profis gerecht zu werden – einfach zu bedienen und gut abzulesen. Und dann kam die erste Uhr: die 2446, in einem für die damalige Zeit großen Gehäuse von 39 mm. Seine drei großen, weißen Hilfszifferblätter berührten sich beinahe und hoben sich zugleich deutlich vom schwarzen Untergrund ab. Bis auf die 12 gab es keine Ziffern für die Stunden, sondern lediglich Strichmarkierungen, die wie die Zeiger mit Leuchtfarbe gefüllt waren und damit auch im Dunkeln gut ablesbar waren, sowie die Dreiecksmarkierung auf der rastenden Drehlünette mit 60-Minuten-Einteilung.

Überhaupt war diese drehbare Lünette ein Merkmal, das die neue Autavia von den meisten anderen Chronographen ihrer Zeit unterschied. Auch für Heuer war sie eine Innovation. Sie unterstrich den sportlichen und professionellen Charakter der Uhr und bot vor allem Platz für eine Vielzahl von Funktionen. Jack Heuer erklärte, dass Wissenschaftler und Piloten das 60-Minuten-Zifferblatt nutzen könnten, um die verstrichene Zeit zu messen, während ein 12-Stunden-Zifferblatt zur Anzeige einer zweiten Zeitzone genutzt werden könne. Im Laufe der Jahre kamen weitere Varianten für die Beschriftung der drehbaren Lünette hinzu, darunter Tachymeterspuren für Rennfahrer und Dekompressionstimer für Taucher. Und die berühmte 2446 GMT von 1968 verbesserte die Anzeige einer zweiten Zeitzone – sie war mit einer 24-Stunden-Lünette ausgestattet, die das Zifferblatt umschloss, und einem eigenen gelben oder orangefarbenen Zeiger.

Jack Heuers Autavia war groß, maskulin und funktional und strahlte eine kompromisslose Sportlichkeit aus – eine attraktive Uhr, die den Zeitgeist der 1960er-Jahre traf. Und noch etwas sollte sich bald als wichtig erweisen: ein Modellname. Bis dahin hatte Heuer die Mehrzahl seiner Armbanduhren-Chronographen nur mit Referenznummern versehen. Doch schon im Sommer 1961, nur wenige Jahre nachdem er 1957 – in seinem ersten Jahr bei der Firma – die Produktion der Autavia-Cockpituhr eingestellt hatte, hatte Jack Heuer die bahnbrechende Idee, die Autavia als Chronograph fürs Handgelenk wiederzubeleben.

Jack Heuer hatte keine Angst davor, überholte Praktiken über Bord zu werfen. Das zeigte sich 1963, ein Jahr nach der Einführung der Autavia, als er die Carrera vorstellte, einen abgespeckten Chronographen mit einem noch aufgeräumteren Zifferblatt als das der Autavia – und ohne drehbare Lünette. Beide sportlichen Chronographen trugen spannende Namen und setzten sich damit deutlich von älteren Heuer-Uhren ab, die sich kaum vom Rest des Marktes unterschieden.

Was einen Namen hat, kann auch bekannt werden. Und Jack Heuer sorgte dafür, dass seine Uhren und seine Marke sehr bekannt wurden, sogar weltweit. Eine echte Pionierleistung. Der junge Motorsportfan knüpfte Kontakte zu berühmten Formel-1-Fahrern, überredete sie, seine Uhren zu tragen und bezahlte dafür, dass das Heuer-Logo auf ihren Rennanzügen prangte. Heuers Landsmann Jo Siffert spielte dabei eine entscheidende Rolle. Der 1936 im schweizerischen Freiburg geborene Rennfahrer hatte 1962, im selben Jahr, als die Autavia entstand, gerade den Aufstieg in die Königsklasse geschafft. 1968, im Jahr seiner ersten Begegnung mit Jack Heuer, gewann Siffert sensationell den Grand Prix im britischen Brands Hatch. Auch als Porsche-Werksfahrer machte er sich in der Sportwagen-Weltmeisterschaft einen Namen, in der er (ebenfalls 1968) die 24 Stunden von Daytona, die 12 Stunden von Sebring und die 1000 Kilometer vom Nürburgring gewann. Siffert war einer jener gutaussehenden Draufgänger, die weder vor dem Rauchen noch vor dem Trinken oder vor Frauen zurückschreckten. Sie hatten nur die Verachtung des Todes, ihren ständigen Begleiter. Siffert drückte es so aus: „Ich habe keine Zeit, Angst zu haben.“

Siffert war einer der ersten Formel-1-Fahrer, der eine Heuer trug, aber er war nicht der einzige. Jochen Rindt zum Beispiel, der nach einem tödlichen Unfall 1970 posthum zum Formel-1-Weltmeister ernannt wurde, trug die dritte Ausgabe der Ref. 2446 von 1966 mit schwarzem Zifferblatt und weißen Hilfszifferblättern. Mario Andretti wurde mit der 3646 gesehen und Gilles Villeneuve mit einer 7736. Auch Derek Bell, Clay Regazzoni, Niki Lauda, ​​Jacky Ickx, Emerson Fittipaldi, Ronnie Peterson, James Hunt und Jody Scheckter trugen die coole Uhr von Jack Heuer. Die Liste liest sich wie ein Who’s Who der klassischen Formel 1-Legenden. Siffert, der zwischenzeitlich mit Heuer-Uhren handelte, Uhren von Jack Heuer zu Großhandelspreisen kaufte und an Freunde und Kollegen weiterverkaufte, wurde schließlich so eng mit einem bestimmten Modell verbunden, dass es unter Sammlern noch heute seinen Namen trägt. Die Ref. 1163T, heute oft Siffert Autavia oder einfach Siffert genannt, war der erste automatische Chronograph von Heuer und einer der ersten automatischen Chronographen der Welt. Ausgestattet war sie mit dem mittlerweile legendären Kaliber 11 mit verstecktem Mikrorotor für den automatischen Aufzug, das Heuer gemeinsam mit dem Uhrwerkhersteller Büren, dem Chronographenspezialisten Dubois Dépraz und dem Konkurrenten Breitling entwickelte. Das Kaliber 11 wurde schließlich durch das weiterentwickelte Kaliber 12 abgelöst. Ab 1962 wurden die ersten Autavias mit Handaufzugswerken von Valjoux ausgestattet – zunächst mit dem 72 HA, später auch mit dem 92 und dem 724.

Die Autavia 1163T war eine Sensation: Mit 42 mm Durchmesser deutlich massiver als die Autavias mit Handaufzug, mit markantem kissenförmigem Gehäuse und blauem Chronographenzeiger als Kontrast. Beide Merkmale wurden zu stilprägenden Vorläufern der Chronographen der frühen 1970er Jahre. Der Automatik-Chronograph besaß ein weißes Zifferblatt mit zwei schwarzen Hilfszifferblättern im Panda-Stil, die unverzichtbare Drehlünette mit Tachymeterskala sowie Krone links und Chronodrücker rechts am Gehäuse. Dies war strukturell notwendig und symbolisierte zugleich, dass kein Handaufzug mehr nötig war. Beim ersten Modell befand sich der Schriftzug Chronomatic über dem Markenlogo, worauf Heuer bald zugunsten Breitlings verzichtete. Spätere Versionen der Ref. 1163T trugen stattdessen den Namen Autavia unterhalb der 12-Uhr-Position.

Auf die Siffert folgten weitere Varianten, darunter solche mit schwarzem und weißem Zifferblatt, wie sie Derek Bell trug, sowie solche mit unterschiedlich gestalteten Hilfszifferblättern und Lünetten. Die GMT kam auch als Ref. 11630 GMT als Automatikversion heraus. Die Begeisterung für die Formel-1-Fahrer machte die Autavia eine Zeit lang zu einer der angesagtesten Uhren auf dem Markt. Jeder anständige Fahrer wollte die beliebte Heuer-Uhr tragen. Doch dieser Erfolg hielt nicht ewig an. Die Quarztechnologie, die in den 1970er-Jahren aufkam, machte jeder mechanischen Uhr Konkurrenz und galt bald als hoffnungslos veraltet. Die neuen Quarzuhren aus Japan waren viel präziser und sparsamer und ihre digitalen Anzeigen repräsentierten eine neue Ära. Jack Heuer, dynamisch wie immer, entwickelte einen elektronisch betriebenen Chronographen und bereiste den afrikanischen Kontinent, wo er Aufträge für automatische Autavias aus Nigeria, Angola und anderen Ländern erhielt.

Letztlich waren jedoch alle Bemühungen vergebens, zumal der Exportmarkt angesichts des starken Schweizer Frankens litt. Mitte der 1970er-Jahre sanken die Heuer-Umsätze rapide, die Belegschaft schrumpfte von 210 im Jahr 1974 auf 78 nur sechs Jahre später. 1982 musste Jack Heuer die Firma an Piaget und den Uhrwerkhersteller Nouvelle Lemania verkaufen, die sie wiederum 1985 an die TAG-Gruppe (Technique d’Avant Garde) veräußerten. So wurde aus Heuer TAG Heuer. Die Marke überlebte, das Modell jedoch nicht. Die Produktion der Autavia wurde 1985 eingestellt.

Doch die alten Autavias blieben bei Sammlern beliebt. Das coole Design aus den späten 1960er-Jahren und die enge Verbindung zur goldenen Ära des Motorsports erzeugten eine Faszination, die auch das neue TAG Heuer-Management spürte. 2003 war es soweit. Die Autavia wurde mit kissenförmigem Gehäuse und Krone auf der linken Seite, aber fester Lünette neu aufgelegt. Eine der beiden Versionen orientierte sich deutlich an der Siffert mit Panda-Zifferblatt und blauen Zeigern. Die andere Variante hatte ein umgekehrtes Panda-Zifferblatt und orangefarbene Zeiger. Sogar das Uhrwerk, ein ETA-Kaliber mit Chronographenmodul von Dubois Dépraz, erhielt den Namen Calibre 11, eine Referenz an die ruhmreiche Vergangenheit. Doch die Autavia war kein fester Bestandteil der Kollektion. Diese Ehre ging und geht weiterhin an die runde Carrera und die eckige Monaco.

Es dauerte mehr als ein Jahrzehnt, bis die Autavia wieder in den Fokus der Konzernführung rückte. Im Sommer 2015 machte Jack Heuer Jean-Claude Biver, den neuen CEO von TAG Heuer, auf die Autavia aufmerksam – und er war fasziniert. Biver, der erfolgreiche Uhrenmanager, der Blancpain aus der Versenkung holte, Omega aus dem Staub machte und Hublot zu einer beeindruckenden Erfolgsgeschichte verhalf, wollte die Autavia neu auflegen. Aber wie sollte sie aussehen? Keine unwichtige Frage bei einer Uhr, die im Laufe ihrer Geschichte so viele verschiedene Varianten hervorgebracht hat. Biver wollte Sammler in den Entscheidungsprozess einbeziehen – die Gruppe, die die Autavia schon immer sexy fand. Er wählte ein unerwartetes Format, das er Autavia Cup nannte: 16 Modelle (12 davon gab es schon in der Heuer-Geschichte, vier weitere entsprangen der Fantasie eines Sammlers) wurden im Frühjahr 2016 auf einer eigens eingerichteten Website platziert. Dort konnten Fans ihren Favoriten wählen. Am Ende gewann die Ref. 2446, die Jochen Rindt 1966 trug, die meisten der 55.000 abgegebenen Stimmen. Ihr Design diente als Grundlage für die Uhr, die schließlich 2017 in 42 mm vergrößerter Ausführung auf den Markt kam. Auffällige Merkmale des Chronographen waren die breite drehbare Lünette mit Ziffern für die Stunden 1 bis 11 und einer dreieckigen Markierung für die 12 sowie ein schwarzes Zifferblatt mit drei weißen Hilfszifferblättern. Unter dem Namen Autavia befand sich das historische Heuer-Emblem anstelle des aktuellen TAG Heuer-Logos. Schon diese Entscheidung zeigte, dass TAG Heuer die erste Autavia seit 14 Jahren als Sondermodell und nicht als Auftakt zu einer Standardserie innerhalb der Kollektion betrachtete. Und genau das geschah. Doch all dies änderte sich nur zwei Jahre später.

Auf der Baselworld 2019 wusste jeder, dass TAG Heuer eine neue Autavia vorstellen würde. Aber was wir sahen, war kein Chronograph. Es war eine Dreizeigeruhr mit einem radikal anderen Aussehen als der Chronograph von 2017. Diesmal war das Ziel hinter dieser neuen Markteinführung jedoch, eine separate Kollektion zu schaffen, die aus mehr als nur Chronographen bestehen würde. Die Designidee hinter der neuesten Autavia, wie sie auf der Baselworld von TAG Heuers Designchef Guy Bove erklärt wurde, bestand darin, die Designelemente der alten Cockpituhr mit Jack Heuers erster Armbanduhr Autavia aus dem Jahr 1962 zu kombinieren, wobei der Schwerpunkt auf „Abenteuer“ lag.

Tatsächlich basiert die Dreizeigeruhr nicht auf einem bestimmten historischen Modell. Stattdessen weist sie Elemente aus einer Vielzahl verschiedener Heuer-Uhren auf. Die arabischen Ziffern, die das Zifferblatt umkreisen, stammen von den Cockpitinstrumenten der 1930er und 40er Jahre, die breiten Facetten auf den Bandanstößen von der 2446 und der Minutenzeiger vom automatischen Chronographen 1163. Die drehbare Lünette ist schmaler und hat eine Minutenspur wie die meisten anderen klassischen Autavias, und die große Krone bringt das zusätzliche Flair der frühen Tage der Luftfahrt mit sich, da man sie auch mit Handschuhen drehen konnte. Und schließlich sind die Zifferblätter in einer Vielzahl von Farben erhältlich und verfügen über einen Farbverlaufslook, der Ende der 2010er Jahre populär wurde.

Wir müssen uns fragen, ob so viel Eklektizismus einer Uhr gut tut. Wenn es ein Modell gibt, das diesen Ansatz ermöglicht, dann ist es sicherlich die Autavia mit ihrer großen Auswahl an verschiedenen Varianten. Aber wenn TAG Heuer die Autavia wieder zu einem Hauptbestandteil der Kollektion machen möchte, muss es in naher Zukunft alle weiteren Designexperimente abschließen. Das aktuelle Gesicht der Uhr soll erhalten bleiben, neue Varianten sollen nicht zu weit vom Basismodell abweichen.

Für 2022 hat TAG Heuer eine Reihe von Neuentwicklungen geplant. Zum 60-jährigen Jubiläum von Jack Heuers Autavia-Armbanduhr präsentierte TAG Heuer im Januar drei neue Modelle: zwei Flyback-Chronographen und eine GMT mit dem Kaliber 7, basierend auf dem als Chronometer zertifizierten Sellita SW300. Eine GMT ohne Chronographenfunktion ist für die Autavia ein historisches Novum. Man kann jedoch davon ausgehen, dass wohl 2023 ein neuer Chronograph mit GMT erscheinen wird.

Die Autavias von 2022 kehren zum Dreizeiger-Uhrendesign von 2019 zurück, mit einigen kleinen Modifikationen. So gibt es beispielsweise keinen Farbverlauf mehr auf dem Zifferblatt. Bei den Chronographen rückt die Marke nach oben und ersetzt die 12, um darunter Platz für vier Textzeilen zu schaffen. Ein Zifferblatt mit acht arabischen Ziffern mag auf den ersten Blick seltsam erscheinen, da die 12 nicht das hervorstechendste Merkmal ist. Aber bedenken Sie, dass viele ältere Autavias die Ziffer 12 als einzige Zahl auf dem Zifferblatt hatten und noch mehr Varianten nur Markierungen und gar keine Ziffern hatten.

Eine weitere Neuheit ist, dass die Chronographen zum ersten Mal in der Geschichte von Autavia eine zusätzliche Flyback-Funktion haben. Diese ermöglicht es, den laufenden Chronographen durch Drücken des Drückers bei 4 Uhr zurückzusetzen und ihn dann sofort wieder zu starten, ohne die übliche Abfolge von Stopp und Reset. TAG Heuer hat zu diesem Zweck sein eigenes Manufakturwerk Heuer 02 modifiziert. TAG Heuer-CEO Frédéric Arnault (siehe Interview) erklärt die Auswahl des Mechanismus damit, dass diese Funktion die Welt der Luftfahrt mit der des Automobils verbindet. Tatsächlich wurde der Flyback erfunden, um den frühen Flugpionieren das Navigieren mit einer Armbanduhr zu erleichtern. Der Mechanismus ist auch für die Zeitnahme von Runden bei Autorennen von Vorteil.

In puncto Design erinnert der Chronograph im Panda-Stil sofort an die Siffert. Interessanterweise ist der 12-Stunden-Zähler bei 6 Uhr deutlich weniger auffällig als die beiden anderen. Er ist hell und deutlich kleiner als die schwarzen Hilfszifferblätter bei 3 und 9 Uhr, wodurch die Uhr trotz ihrer drei Hilfszifferblätter wie ein Bicompax-Chronograph wirkt. Einen deutlich anderen Eindruck vermittelt das schwarze Modell. Bei dieser Variante nimmt TAG Heuer Abstand vom für die Autavia typischen Farbkontrast zwischen Zifferblatt und Zählern. Hier ist alles schwarz, auch das DLC-beschichtete Gehäuse.

Welche Rolle wird die Autavia in Zukunft spielen? Eines ist klar: Diesmal hat TAG Heuer sie nicht als Sonderedition, sondern als eigene Linie innerhalb der Kollektion konzipiert. Die Einführung von Dreizeigeruhren und der GMT ohne Chronograph zeigt deutlich, dass die Autavia einen größeren Funktionsumfang bietet als in der Vergangenheit. Auch die neuen Uhren orientieren sich an den hochdynamischen Chronographen der 60er und 70er Jahre, aber nicht nur. Auch die Cockpit-Historie wird thematisiert: So ist in den Gehäuseboden der GMT ein Propeller eingraviert, und auf der TAG Heuer-Website findet sich der Schriftzug „Fliegeruhr“. Möglich, natürlich, aber weit hergeholt. TAG Heuer sollte sich bewusst machen, dass die Faszination der Autavia ursprünglich aus dem Automobilbereich stammt und dort auch geblieben ist. Schließlich ist sie viel mehr „Aut“ als „avia“.


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